(302.) Mit Kohl auseinandersetzen

„Ich hätte mich viel früher mit ihm auseinandersetzen sollen!“

Ich war überrascht, schluckte mein Essen hinunter und fragte: „Mit wem, bitte? Wieso? Um was geht es?“

„Mit Kohl! Es ist wichtig genug. Man kann das alles nicht einfach belassen.“

„Wie, lassen? Das ist doch jetzt belanglos.“

„Findest du? Ich finde, man kann immer noch etwas verändern, dazulernen, das Thema ist unerschöpflich.“

„Aber ist das denn nicht, na ja, vorbei, Geschichte.“

„Das verstehe jetzt ich nicht. Das ist doch immer von Neuem aktuell. Jedes Mal.“

„Tatsächlich? Ich hätte gedacht, dazu ist alles gesagt.“

„Dann würdest du es so machen wollen, wie deine Mutter, deine Großmutter?“

„Natürlich nicht! Die dachten, das geht sie nichts an, sie können eh nichts daran ändern.“

„Eben. Und haben es jedes Mal gleich gemacht. Immer wieder gleich. Immer dasselbe. Aus purer Gewohnheit.“

„Eigentlich haben sie gar nichts gemacht. Sie ließen es laufen, haben sich für unwissend und nicht verantwortlich erklärt.“

„Doch. Ich erinnere mich. Sie haben es jedes Mal gleich gemacht. Keine Veränderung zugelassen oder gar selbst versucht.“

„Was haben sie gemacht?“

„Na, den Kohl.“

„Ich weiß nicht, irgendwie redest du ziemlichen Kohl daher. Also gut, zugegeben, er war ja lange dran. Aber gemacht haben sie ihn nicht und auch nicht jedes Mal, was du das sagst, das verstehe, wer will.“

„Sie haben ihn gekocht, viel zu lange gekocht. Zerkocht.“

„Von was redest du?“

„Na, von dem Kohl.“

„Also, von Helmut Kohl?“

„Wie? Nein. Von Grünkraut, Blaukraut, von Mangold, von Wirsing.“

„Ach so!“

Jetzt brauchte ich Zeit zum Nachdenken.

Ich stand auf und holte mir noch etwas von dem Birnenkompott aus der Küche. Ebenso wie das dazu gereichte Schwein sollte das Kraut von der Gnade später Geburt gesegnet sein. Denn man soll das Gemüse jung verarbeiten, vor der Blüte der Landschaft entnehmen. Und kein Gericht, kein undefinierbarer zerkochter Einheitsbrei, mundet noch. Das ist schon wahr. Mit meiner Birne in der gläsernen, zerbrechlichen Schale kam ich zurück und mußte einfach fragen: „Und Blumenkohl?“

(in 512., Birne antwortet nicht mehr (Betrachtungen, Anschauungen), kommt zwar Ähnliches zur Sprache, es geht aber doch in eine ganz andere Richtung und Kohl kommt nur als randständige Garnitur, nicht einmal als Beilage vor.)

Autor: gerlintpetrazamonesh

Ich schreibe Texte und veröffentliche sie. Selbstverständlich, bitte beachten, unter Copyright, also keine gewerbliche Verwendung ohne Einverständnis, private Verwendung gestattet, aber mit Nennung des Autors! Da bin ich stur, es mag ja sein, es ergibt sich noch die eine oder andere Möglichkeit, einen meiner Texte ( um nur die Naheliegenden zu erwähnen: Literaturnobelpreis, Hollywood...) weiter zu verwenden! Selbstverständlich, nicht wahr. So selbstverständlich wie der Autorenname, wie sich der eine oder andere gleich gedacht hat, wie man heute sagt Fake ist, so ein P-Name - ganz ehrlich, so heiß ich nicht, nicht richtig, nicht wirklich. In dieser Realität, z.B. in Ausweispapieren. Aber hier, für meine Geschichten, da nennt mich Petra. Nur der Vollständigkeit halber, die Person auf dem Bild, und hier muß ich mit der Änderung des Bildes schnell auch den Text ändern, das bin nicht ich, sondern mein selbstgewähltes Wappentier, nebenbei schon seit Kindertagen. (Vormals lautete der Text zum da noch passenden ersten Bild, na ja, halt auch so ein Vierbeiner, im Blog: die Dame vom See, das bin auch nicht ich und es ist nur ein Gerücht, dass sie mir einen Füllfederhalter namens Excalibur aus dem Gewässer apportierte. Aber das war ja auch ein Hund, ein richtiger Hund - auch mein Hund (hätte ich sie Morgana le Fay nennen sollen? Vielleicht den Nächsten) - an einem Alpensee, der, nein, die, die hätte das auch gekonnt, nämlich Excalibur apportieren, so ein toller Hund!) Bestimmt schreibe ich auch über sie mal was, aber: Dackel, um das klarzustellen, sind keine Hunde. Zumindest nicht im herkömmlichen, landläufigen Sinn. Dackel sind Wesen höherer Art, wobei boshafte Menschen oft auch einwenden: niedrigerer Art. Aber dazu in ungefähr, also keine Sorge, jedem 100. Textbeitrag mehr! Also gleich im ersten, ersteingestellten, der hier der automatischen Reihung nach der Allerletzte ist. Was jeder Dackel gleich versteht.

5 Kommentare zu „(302.) Mit Kohl auseinandersetzen“

    1. Das ist einfacher, als irgendwelche nicht genau definierten Gemüseblätter aus dem Garten zu holen und nach grober Einschätzung ihrer Resilienz die Kochzeit auszuprobieren. Die Ergebnisse, kann ich berichten, sind unterschiedlich…

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    1. DDR im Schnelldurchlauf abgewickelt, blühende Schwarzkonten, geistig – moralische Wende durchschlagend, heute noch, in der Pandemie, werden Krankenhäuser geschlossen, weil ja nicht rentabel arbeitend, alles ist nach rein monetären Gesichtspunkten ausgerichtet – es gab selten einen erfolgreicheren Kanzler. Das bleibt festzuhalten, ob jemand nun Saumagen mag oder nicht.

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