„Ach, man kann direkt bei ihnen bestellen? Und sie liefern die dann frei Haus?“ Der Stand mit dem freundlichen und dabei nicht aufdringlichen Präsentationspersonal hatte gelockt, und schon war man im Gespräch, und die nette Verkäuferin ihrer Waren, es war die gegenwärtig hier stattfindende Karrieremesse, bestätigte: „Ja, es entstehen Ihnen keine Zusatzkosten.“ „Das ist vorteilhaft. Ich hätte gern…“ „Ich muss allerdings hinzufügen, wir liefern nur frei Bordsteinkante.“ „Oh. Ich wohne im dritten Stock!“ „Ohne Aufzug?“ „Ja, ist ein altes Haus.“ „Das Problem haben wir öfter. Manche packen das. Andere geben dann auf. Daher auch das Sprichwort, dass das Geld auf der Straße liege.“ „Sie meinen also, wer sich keinen betont hässlichen Flachdachbungalow im Grünen, freilich rundherum schwarzer, vergifteter Kies gestreut gegen den lästigen Bewuchs, leisten kann…?“ „Schon Goethe wusste darum. Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen hat er gesagt. Steht zumindest so in unseren Broschüren. Wer freilich mit nichts weiter als seiner Einbildung ankommt muss sich hintenanstellen. Hin und wieder gibt es einen Überflieger, den nimmt man dann als Beispiel für Chancengleichheit. Wie gesagt, mancher packt einfach an…“ „Und bricht sich dabei ein paar Wirbel!“ „Das kann passieren, zugegeben.“ „Was bleibt denn dann noch?“ „Nun, manche machen bei Firmen Karriere, die nicht so auf die bürgerliche, also möglichst großbürgerliche Herkunft und die dazugehörigen Schulabschlüsse achten.“ „Das sagen sie jetzt! Wo finde ich diese denn?“ „Also nicht hier auf der Messe! Hier sind nur seriöse Firmen!“ „Wie meinen sie das?“ „Ich würde es mal nachts in einer Seitenstraße hinterm Bahnhof versuchen. In einer verrufenen Kneipe oder in einer Shisha – Bar. Im Rockermilieu, im örtlichen Puff. Gleich im Kittchen. Oder…“ „Sie meinen doch nicht, ich soll kriminell werden?“ „Sollen? Gott bewahre! Aber sie haben gefragt.“ „Dann danke ich Ihnen für die Auskünfte…“ „Warten sie. Wir haben da noch diese transportable Karrieretrittleiter. Sicher, die hat nur zwei Stufen… aber einen Bruch hat sich daran auch noch Niemand gehoben.“ „Ach? Die ist ja putzig. Wird die Luft da oben nicht zu dünn?“ „Lachen sie ruhig. Ich weiß von Fällen, in denen Leuten schwindelig wurde und sie schnell wieder herabsprangen. – Ja, und die ist sogar im Angebot. Das ist das Programm ZFH, haben sie vielleicht schon in den Nachrichten gesehen.“ „Diese schräge Reklame? Wo Typen, die sich kaum die Schuhe binden können und keinen verständlichen Satz herausbringen, plötzlich zum Mitarbeiter des Monats werden?“ „Ja, staatlich gefördertes Programm, zaubert Fachkräfte herbei.“ „Das gehört also zu dem seriösen Angebot?“ „Aber sicher. Staatlich geprüft. Trittfest. Also die Leiter und gegen Tritte von oben, die ja nicht ausbleiben.“
Feine Wortspiele. Die Karriereleiter…ich kenn sie ja nur von der unteren Mitte. Aber da ist die Luft wenigstens recht gut.
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Vielen Dank für’s Lob;
Wer einen Fluchtpunkt, und sei es eine Hütte im Wald, auf den Bergen hat, der fürchtet die stickige Luft der Büros nichts so, stimmts?
Danke für dein Lob. Keine Ahnung, was untere Mitte heißt (und wir reden vereinbarungsgemäß nicht von deinen Texten), ist ja auch egal, aber es gibt da einen Politiker, der sich dann nahe bei Dir ansiedeln würde, genau, ich meine den, der mit dem Privatflugzeug nach Sylt fliegt. Also Mitte ist demnach meist der Ort, an dem man selbst sich befindet, was ja in mehr als einer Hinsicht auch stimmt. Nur eben nicht unbedingt im Vergleich.
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Wieso können wir nach allen Seiten gleichweit ins All schauen? Wohnen wir etwa in der Mitte?
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Ja, tun wir. Nur tut das das Marsmännchen auch: für ihn ist der Mars die Mitte. Und der Kumpel auf irgend einem Planeten bei Proxima Centauri wohnt auch in der Mitte. Und so weiter… Jeder ist in der Mitte seines, das heißt des von seiner Position aus wahrnehmbaren, beobachtbaren Universums. In einem freilich ein wenig an den Haaren herbeigezogenen Sinne hatten die Verfechter des geozentrischen Weltbildes so Unrecht nicht!
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Wenn wir alle in der Mitte wohnen, auch ein Gaswesen auf Uhuru-X, dann brauche ich auch nicht zu reisen?! Es ist eh überall gleich.
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Ich weiß nicht, ob gleich das richtige Wort ist. Aber überall gleich weit weg zum erfahrbaren Rand….
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Die Fluchtmöglichkeit hilft – auf jeden Fall. Beim Durchatmen und auch sonst. Deine Definition von Mitte ist für mich stimmig. Es kommt auf die Blickrichtung und die eigene Position an und objektiv ist sie nur von außern. Meine Mitte bezog sich lediglich auf eine berufliche Karriere. Nicht wirklich eine, aber ein bisschen hochgerbeitet schon. So mittig 😉
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Ich denke, ich verstehe, was Du meinst und was vermutlich für sehr viele stimmen würde, teilbar ist. Aber offenbar gibt es viele Mitten….
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